Verdener Aller-Zeitung ǀ 11.02.2025 ǀ Autorin: Christel Niemann

Schüchternheit wird weggezaubert

SoFa e.V. bietet ein wahrhaft »magisches« Projekt 
im Dörverdener Jugendtreff an 

Lana und Kate staunen. Klaus, die Maus, hat tatsächlich die Karte gefunden, die sich die Mitarbeiterin dieser Zeitung gemerkt hat. Alle klatschen. Wenn man mittwochs gegen 16 Uhr den Jugendtreff in Dörverden betritt, liegt seit Jahresbeginn Magie in der Luft, und die eintreffenden Kids werden von Bodo Becker, einem richtigen Zauberkünstler und seiner Assistentin und Kollegin Janina Wieters begrüßt. »Zaubern hilft« heißt das Projekt.


Es ist ein Angebot des Vereins »Sozialpädagogische Familien- und Lebenshilfe«, kurz SoFa e.V., in dem die Kids erleben, wie bereits das Beherrschen einfacher Zaubertricks ihr Selbstbewusstsein steigert, wie viel Freude gemeinsames Agieren mit ganz unterschiedlichen Teilnehmern macht und dass sich Schüchternheit & Co sogar wegzaubern lassen. Die Förderung von Resilienz, also die die Fähigkeit, auch schwierige Lebenssituationen wie Krisen oder Katastrophen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen, ist ein grundlegender Baustein dieses Projekts. 

Bodo Becker, der eigentlich Wolfram Becker heißt, ist nicht nur Profi-Zauberer, sondern auch erfahrener Ausbilder, Arbeitspädagoge und Erzieher und wie Janina Wieters bei SoFa e.V. angestellt. Und aus der pädagogischen Praxis weiß er: Viele Kinder brauchen Hilfe, um innerlich stärker zu werden. Sein Projekt »Zaubern hilft! Gemeinsam staunen. Zusammen wachsen.« konzentriert sich daher im Wesentlichen auf die Förderung von Selbstvertrauen und Resilienz. Umso glücklicher ist er, dass die Aktion Mensch das auf einen Zeitraum von drei Jahren ausgelegte 

Projekt unterstützt, sodass er und seine Kollegin verlässlich und zielgerichtet mit den Kindern arbeiten können. 

SoFa e.V. entwickelt regelmäßig Projekte, bei denen Kinder und Jugendliche ihre Talente entdecken und entfalten können. »Zaubern hilft!« dient daher nicht dem reinen Freizeitzweck, soll vor allem das Selbstwertgefühl der jungen Teilnehmer stärken, die außerdem beim Zaubern neue motorische Fähigkeiten erwerben. Auch wächst das  Gemeinschaftsgefühl der Kinder und Jugendlichen während der gemeinsamen Proben, wie Becker bereits nach wenigen Terminen im Dörverdener Jugendtreff festgestellt hat.

Richtig stolz ist Becker, dass die Aktion Mensch das von ihm entwickelte Projekt unterstützt. »Diese Anerkennung kommt einem Ritterschlag gleich«, findet er. Im Projektverlauf wird Becker mit Unterstützung seiner Kollegin wöchentlich bis zu 15 Kinder und Jugendliche in die magischen Künste einweisen und sie nach und nach zu kleinen Magiern ausbilden, die voller Freude zaubern. 

Die zwölfjährige Melissa hat der Ehrgeiz schon gepackt. »Zaubern ist toll«, sagt sie und zeigt stolz einen Kartentrick. Becker erzählt, dass ein Zauberkunststück vorzuführen, Mut und Selbstbewusstsein erfordert. »Wer ein  Zauberkunststück vor einem Publikum gemeistert hat, gewinnt dabei eine Sicherheit, die ihm auch im Alltag helfen und ihn stärken wird.« Gerade Kinder in schwierigen Lebenssituationen könnten hier sehr profitieren.

Becker erzählt, dass er bereits seit seinem achten Lebensjahr zauberbegeistert ist und inzwischen seit fast drei Jahrzehnten als professioneller Zauberkünstler arbeitet. Das beschriebene Projekt habe er gemeinsam mit SoFa e.V. entwickelt und es sei so erfolgreich, dass es auch in Schulen, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie in der Familien- und Einzelfallhilfe erfolgreich eingesetzt werde und sogar schwer traumatisierte Kinder erreiche.  


Das Zaubern, so Becker, biete in vielen Fällen einen effektiven Ansatz, um Herausforderungen zu bewältigen, zumal die ersten Erfolge nicht lange auf sich warten ließen. Außerdem würden ja nicht nur Zaubertricks eingeübt. Becker: »Die Kids stellen auch einfache Requisiten her, basteln und probieren aus.« Später wird im Projekt auch noch freies Sprechen und »Gedanken lesen« geübt, denn Becker hat mittelfristig das Ziel, mit den Dörverdener Zauberlehrlingen eine öffentliche Zaubershow einzustudieren.


Die pädagogischen Mitarbeiter im Jugendtreff Dörverden, Samir Huran und Lennard Piechowitz, freuen sich über das neue Projekt, das die Freizeitmöglichkeiten vor Ort bereichert. Denn zwischen Familie und Schule einen Ausgleich zu finden, ist für junge Menschen in Dörverden derzeit schwer, zumal der Jugendtreff an der Große Straße nur einmal wöchentlich geöffnet hat. »Wir brauchen dringend weitere Öffnungszeiten, weil der Jugendtreff aus allen Nähten platzt«, unterstreichen die Pädagogen. »Die Tür muss wenigstens an zwei, besser noch an drei Tagen pro Woche offenstehen«, so die Forderung.